© BG Nürtingen

Ski- und Schneeschuhhochtouren in der Goldberggruppe

02.04.2023

Bei den Goldgräbern im Rauriser Tal.

Wenn man nach Kolm Saigurn im Rauriser Tal geht, wird man erst einmal konfrontiert mit der Geschichte des Goldbergbaus. Immer noch stehen dort Ruinen, die von dieser Ära zeugen. In der Blütezeit zwischen 1460 und 1560 waren hier mehr als 2000 Bergknappen beschäftigt. Bedeutende Spuren hat Ignaz Rojacher, nach dem eine Berghütte benannt ist, hinterlassen. Als Zwölfjähriger musste er bereits dort schuften und hat es geschafft, sich so weit hochzuarbeiten, dass er im Jahr 1880 die Minen kaufen konnte. Obwohl diese Minen weitgehend erschöpft waren, hielt er den Betrieb durch Modernisierung noch einige Zeit lang aufrecht. So führte er als einer der ersten im Land elektrisches
Licht ein. Ein bleibendes Denkmal hat er sich auch mit der großen Wetterstation auf dem Hohen Sonnblick geschaffen, denn ihr Bau geht auf seine Initiative zurück.

Unsere Unterkunft, das Naturfreundehaus Kolm Saigurn, liegt auf 1600 Metern Höhe und damit relativ niedrig. Somit ist sie leicht erreichbar, aber der Höhenunterschied zu den Gipfeln ist recht groß. Unterwegs waren wir mit einer Skitourengruppe unter der Leitung von Manfred Hoss und einer Schneeschuhgruppe mit dem Leiter Werner Göring.

Glück und Pech liegen nahe beieinander
Nach einer kleinen Eingehtour am Anreisetag, machten wir uns am Folgetag bei dichter Bewölkung auf zum Silberpfennig. In einer Scharte legten wir unser Skidepot an, um dann auf einem langen, mäßig geneigten Grat über Fels und Schnee zum Gipfel zu steigen. Es folgte eine schöne Abfahrt auf harter Unterlage mit Pulverschneeauflage. Leider nicht für alle von uns, bei einem unserer Skifahrer brach gleich im ersten Hang der Fersenbacken weg. Immerhin kann man mit einer PIN-Bindung auch ohne Fixierung der Ferse abfahren und auch er kam gesund ins Tal.

Wind und Wetter zum Trotz
Immer noch waren die Berge in Wolken, als wir uns am nächsten Tag auf den Weg zur Herzog-Ernst-Spitze machten. Auf dem Sommerweg ging es über steile Waldhänge zum Rauriser Naturfreundehaus auf etwa 2100 Metern Höhe. Auf dem Weiterweg zur Fraganter Scharte machte sich zunehmend der angekündigte kalte Nordwind bemerkbar. Immerhin war es Rückenwind, aber in der Scharte blies er in Sturmstärke. Fluchtartig suchten wir Windschatten hinter einem Felsklotz. Am langen Gipfelgrat blies er von der Seite, deshalb entschlossen wir uns schweren Herzens auf den Gipfel zu verzichten und wieder abzufahren.

Allein unsere Schneeschuhgruppe ließ sich nicht beeindrucken, sie trotzte Wind und Wetter und bezwang den Gipfel. Immerhin wurde das Wetter im Laufe des Tages besser und am nächsten Tag erwartete uns strahlender Sonnenschein.

Grandioser Hoher Sonnblick
Ziel heute war der Hohe Sonnblick, mit über 1500 Höhenmeter im Anstieg eine anspruchsvolle Tour. Dort auf dem Gipfel steht neben der Wetterstation eine Berghütte. Dementsprechend komfortabel und lange gestaltete sich die Gipfelrast. Grandios war der Rundblick mit einem dominierenden Großglockner im Westen und grandios war auch die Abfahrt, immer wieder fanden wir Pulverschneehänge.

Leider waren die Berge am folgenden Tag wieder in den Wolken. Unser Ziel war der höchste Gipfel der Goldberggruppe, der 3254 Meter hohe Hocharn. Mit über 1600 Höhenmeter Aufstieg wartete wieder eine sportliche Herausforderung auf uns. Er gilt als idealer Skitourenberg und dementsprechend waren mit uns viele andere Tourengeher unterwegs. Wieder hatten wir einen Bindungsschaden, dieses Mal bereits beim Aufstieg, und wieder fiel der Fersenbacken weg. Es traf unseren Tourenleiter, der deshalb
auch gleich wieder abfahren musste. Lange Zeit stiegen wir im dichten Nebel auf steil angelegter Spur nach oben. Erst auf dem Plateau unterhalb des Gipfels riss es immer wieder auf. Die letzten 20 Meter zum Gipfel stapften wir in einem steilen Schneefeld ohne Skier hoch. Auf der Abfahrt gab es fast alles: oben auf dem Plateau stark strukturierten windgepressten Schnee, in den steilen Hängen danach Pulverschnee und weiter unten Bruchharsch. Zum Glück lag in den Nordhängen ganz unten wieder Pulverschnee. Auf halber Höhe trafen wir unseren Skitourenleiter, es war ihm gelungen, seine Bindung zu reparieren und er war jetzt auch auf dem Weg zum Gipfel.

Am letzten Tag, dem Karfreitag, stand mit der Kolmkarspitze eine kürzere Tour auf dem Programm. Zunächst war es sonnig, aber wie vorausgesagt zogen später Wolken auf. Auf mäßig steilen Almhängen stiegen wir direkt zu besagtem Gipfel auf, während die Schneeschuhgeher zum Seekopf gingen und über einem Grat zur Kolmkarspitze gelangten. Die Abfahrt begann mit einem spektakulären Sprung über eine Wächte in einen Steilhang und endete auf einem langen Waldweg. Trotz wechselhaftem Wetter war an jedem der sechs Tage eine Tour möglich. Insgesamt sind wir 7280 Meter aufgestiegen, die Schneeschuhgruppe etwas mehr, und haben 72 Kilometer zurückgelegt.


Text: Robert Huss 
Fotos: Teilnehmer