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Stand legale Trails Mountainbike - Stuttgart

Januar 2025

Vor knapp einem Jahr haben wir von einem Meilenstein in Sachen Freizeitkonzept berichtet. Heute wollen wir gucken, wo das Thema aktuell steht.

Meilenstein?
Der besagte Meilenstein Anfang 2024 war, dass die zuständigen Bürgermeister offiziell mitgeteilt haben, dass für eine größere Auswahl relevanter Stuttgarter Trails Gutachten beauftragt werden, um auf der Basis dann die Trails in den Legalisierungs-Prozess zu geben und ein attraktives, legales Trail-Angebot in ausreichender Zahl und Art zu schaffen. 

Angesichts der jahrzehntelangen Legalisierungs-Vorgeschichte* und den Verzögerungen selbst nach  Fertigstellung des Freizeitkonzepts war dieser konkrete Start in den Legalisierungs-Prozess ein echter Durchbruch!

Verzögerungen
Im letzten Jahr stellte sich dann leider heraus, dass die Gutachten erst im Jahr 2025 erstellt werden, so dass es frühestens 2026 in das eigentliche Legalisierungsverfahren gehen kann, also Bewertung der Gutachten, je nach Ergebnis Stellung der Genehmigungsanträge und verwaltungsinterne Prüfung. Das Verfahren umfasst die Bewertung der Gutachten, je nach Ergebnis die anschließende Stellung der Genehmigungsanträge und dann die verwaltungsinterne Prüfung. 

Ungelöste Themen
Mal abgesehen von dem erneuten Zeitverzug bleibt aus unserer Sicht bisher ungelöst, dass bestimmte Schutzgebiete und damit ca. 50% der Stuttgarter Waldfläche von der Verwaltung pauschal aus dem Legalisierungs-Prozess ausgeklammert wurden. Da es dort keinen legalen Ersatz für die bestehenden Trails und Spots geben wird, gehen wir davon aus, dass die gewünschte Lenkungswirkung nicht im vollen Maße eintreten kann und haben darauf als fachliche Berater im Prozess hingewiesen. 

Zwischenfazit
Ob und wann es tatsächlich ein attraktives, legales Trail-Angebot in ausreichender Zahl und Art geben wird, bleibt so oder so abzuwarten, aber…

Positiv
Der Konsens mit der Stadtverwaltung ist und bleibt, dass während des Gutachten- und Legalisierungs-Prozesses – egal wie lange er dauert – in den restlichen ca. 50% der Stuttgarter Waldfläche der aktuelle Status Quo bestehender Trails erhalten bleibt und auf weitere Sperrungen verzichtet wird. Damit soll die Lenkungswirkung der bestehenden Strecken genutzt und Wildwuchs verhindert werden. Hier wird nur gegen neue Linien und Einbauten vorgegangen.

Differenzierter Abriss mit Ansage
Der Forst hat angekündigt, in nächster Zeit ein paar neu entstandene Linien und Einbauten zu entfernen. Dies entspricht den Vereinbarungen aus dem Freizeitkonzept und ist kein weiterer Bruch des Bikefriedens**. Wir sehen es als Fortschritt, dass dabei nicht mehr flächendeckend, sondern gezielt und differenziert vorgegangen wird.

Fazit und Empfehlung
Natürlich nervt es uns, dass es immer noch kein legales Trail-Angebot gibt, aber angesichts der Anzahl und Vielfalt existierender, inoffizieller Trails ist es weiterhin sehr gut möglich, im Stuttgarter Wald zu biken. Das ist erstmal eine gute Nachricht und auf jeden Fall besser als regelmäßige Abriss-Aktionen und Polizeikontrollen.

 

Wir empfehlen der Stuttgarter Bike-Community daher, den Status Quo bestehender Trails zu genießen. Das Anlegen von neuen Linien und Einbauten gefährdet hingegen potentiell den Bestand der existierenden Trails in der Übergangszeit bis zu legalen Angeboten.

 


*Vorgeschichte
Die ehrenamtlichen Bemühungen legale Trails in Stuttgart gemeinsam mit den Behörden zu realisieren, wurden von der Stuttgarter Verwaltung jahrzehntelang ausgesessen. Mangels offizieller Angebote entstanden mit der Zeit immer mehr inoffizielle Trails. Statt auf diesen Bedarf einzugehen, beauftragte die Stadt den regelmäßigen, flächendeckenden Abriss bekannter Stuttgarter Trails. Durch den Wiederaufbau bzw. Ausweichbewegungen und erneutem Abriss statt Dialog kam es zu einer Eskalation, die schließlich in Polizeikontrollen im Frühjahr 2020 gipfelte. Die Stadt lenkte erst nach einer Demo der Bike-Community im Spätsommer 2020 ein. Ab Ende 2020 begann die gemeinsame Arbeit an dem sogenannten Freizeitkonzept. Als Zwischenergebnis wurde im Frühsommer 2021 der Bikefrieden** vereinbart und gleichzeitig einvernehmlich diverse Trails in besonders sensiblen Gebieten gesperrt (1. Runde Kordel-Sperrungen). Im Mai 2022 wurde dann das fertige Freizeitkonzept vorgestellt: In Stuttgart soll ein attraktives, legales Trail-Angebot in ausreichender Zahl und Art geschaffen werden. Danach passierte erstmal… nichts! Erst im Frühjahr 2023 wurden drei bereits begutachtete Trails „geöffnet“ (Befahren weiterhin nicht legal, wird aber nicht geahndet) und den Vereinen die offizielle Pflege und Trailpatenschaft übertragen.
Gleichzeitig wurde der Bikefrieden leider einseitig durch die Stadt gebrochen, indem weitere Trails gesperrt wurden, ohne das es entsprechende legale Angebote gab oder gibt (Sperrungen an der Solitude im Januar 2023 und 2. Runde Kordel-Sperrungen im Frühjahr 2023). Dennoch sollten wir als Bike-Community uns weiterhin an die Regeln des Bikefriedens halten, denn das hat für alle Seiten inkl. Verwaltung, Bevölkerung, Biker*innen und Natur nur Vorteile.

**Bikefrieden
Der Bikefrieden vom Juni 2021 besagt, dass bis zu offiziellen Angeboten alle bestehenden, inoffiziellen Trails geduldet und nur neue Linien und Einbauten abgerissen werden. Im Gegenzug soll die Bike-Community auf das Anlegen neuer Linien und Einbauten verzichten. Die Rolle der Stuttgarter MTB Vereine ist es, darüber aufzuklären und für die Einhaltung des Bikefriedens zu werben. Dadurch soll der Abriss-Aufbau-Teufelskreis durchbrochen und auch Ausweichbewegungen samt Trail-Wildwuchs reduziert werden. Aus unserer Sicht hat das zumindest bis zum einseitigen Bruch des Bikefriedens seitens der Stadt sehr gut funktioniert. Erst seit dem gibt es wieder vereinzelt neue Linien und Einbauten.